Die Himmelswege Sachsen-Anhalt

Auf den Spuren uralter Himmelsbeobachtung

Seit Jahrtausenden richten Menschen den Blick gen Himmel – auf der Suche nach Orientierung, Wissen, Sinn. Sie errichten astronomisch ausgerichtete Bauten, ordnen Steine und öffnen Tore zur Sonne. 

In Sachsen-Anhalt ist diese Himmelsbeobachtung nicht nur erhalten geblieben. Sie kann erlebt werden: in einem 7.000 Jahre alten Sonnenobservatorium, bei einer Göttin aus Stein – und im Glanz der 3.600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra. Die „Himmelswege“, eine archäologische Tourismusroute, verbinden fünf dieser außergewöhnlichen Stätten, an denen Vergangenheit greifbar und Geschichte lebendig wird.

Halle: Die Himmelsscheibe als erste Darstellung des Kosmos

Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle ist sie das Highlight: die Himmelsscheibe von Nebra. 3.600 Jahre alt, aus Bronze, mit goldenen Symbolen für Sonne, Mond und Sterne. Sie gilt als älteste konkrete Himmelsdarstellung der Menschheit – und wurde von der UNESCO als Weltdokumentenerbe ausgezeichnet. Die Ausstellung rund um die Scheibe erzählt vom Leben in der Bronzezeit, von Handelswegen, Machtstrukturen und dem Blick zum Firmament. Mehr als 15 Millionen archäologische Funde machen das Museum zu einer Schatzkammer der Menschheitsgeschichte. Interaktive Medien, Originalfunde und Inszenierungen schaffen Zugänge für jedes Alter. Auch das Original der Dolmengöttin von Langeneichstädt ist hier zu sehen.

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Der Hortfund von Nebra mit Schwertern, Beilen, Meißel und Armspiralen

Arche Nebra: Die Geschichte unter den Sternen

Nur wenige Kilometer vom Fundort der Himmelsscheibe entfernt erhebt sich die Arche Nebra – ein modernes Besucherzentrum in Form einer goldenen Barke. Sie erklärt den Fund, seine Umstände und seine Bedeutung. Im Planetarium reisen Besucher zurück in den Himmel der Bronzezeit, sehen den Nachthimmel vergangener Jahrtausende. Die Ausstellung verbindet Archäologie mit Astronomie, Wissenschaft mit Vorstellungskraft. Draußen lädt der Aussichtsturm auf dem Mittelberg zum Blick über das Fundareal und hinüber zu den Höhenzügen des Harzes. Und rund um die Arche setzt zeitgenössische Kunst neue Akzente: Der Kunstweg mit Werken von Hayato Mizutani, José Cobo und Michael Krenz verbindet Landschaft mit Skulptur – darunter der markante Waldpavillon und die goldschimmernden „Wächter“ aus Bronze. Er verläuft zwischen der Arche Nebra und dem Fundort der Himmelsscheibe – ein landschaftlich reizvoller Spazierweg mit künstlerischen Perspektiven auf Raum und Zeit. Ein weiteres Highlight ist das „UFO“: ein futuristischer Lern- und Erlebnisort für Kinder und Familien. Tagsüber Entdeckerstation, abends Aussichtspunkt – offen, barrierefrei und spielerisch gedacht. Kinder und Schulgruppen finden hier anschauliche Lernorte, Reisende eine Brücke zwischen Forschung, Natur und Gegenwartskultur.

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Blick in den Himmel wagen

Die "Himmelswege" sind mehr als eine Route. Sie laden ein, die Denkweise und Weltdeutung der Menschen der Vorgeschichte kennenzulernen – und dabei zu erfahren, wie eng Alltag, Natur und Himmelsbeobachtung verbunden waren. Fast alle Standorte liegen an gut ausgebauten, überregionalen Radwegen. Der 73 Kilometer lange Himmelsscheibenradweg verbindet das Landesmuseum in Halle mit der Arche Nebra – vorbei an Weinbergen, Seen und Burgen. Auch der Saaleradweg, der Unstrutradweg, der Elberadweg und der Dolmenradweg berühren oder verbinden einzelne Stationen der Himmelswege. So lassen sich Geschichte und Landschaft bequem mit dem Rad erleben – von der Saale bis in die Weinberge, vom Ringheiligtum bis zum Dolmen.

Sonnenobservatorium Goseck: zwischen äußerem und inneren Palisadenring

Sonnenobservatorium Goseck: Sonnenwissen in Holz gefasst

Ein Kreis aus Palisaden, mit drei Toröffnungen – zwei davon exakt ausgerichtet auf den Sonnenauf- und -untergang zur Wintersonnenwende. Das Sonnenobservatorium Goseck wurde um 4900 v. Chr. errichtet und ist damit das älteste bisher bekannte seiner Art in Europa. Die Anlage zeigt, wie präzise die Menschen der Vorgeschichte den Lauf der Sonne verfolgten und dokumentierten. Die Errichtung dieser monumentalen Anlage war eine immense Gemeinschaftsleistung, die von der Kooperation zwischen Gruppen zeugt, um einen Ort für Zusammenkünfte und Rituale zu schaffen. Ein Rundweg führt durch das rekonstruiert angelegte Areal. Tafeln, Führungen und Veranstaltungen machen das uralte Wissen heute wieder zugänglich. Eine kleine Ausstellung im benachbarten Schloss Goseck vertieft die archäologischen Erkenntnisse.

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Ringheiligtum Pömmelte: Kreisform für Rituale

Das rekonstruierte Ringheiligtum von Pömmelte bei Schönebeck war über Jahrhunderte ein Ort für Rituale, Opfer und Gemeinschaft. Zwischen 2300 und 2050 v. Chr. entstanden, besteht es aus konzentrischen Gräben, Palisadenringen und Zugängen. Die Anlage – 115 Meter im Durchmesser – übertrifft sogar Stonehenge in ihrer Ausdehnung. Was genau hier geschah, lässt sich nur erahnen. Doch archäologische Spuren von Feuerstellen, Tierknochen und Menschenresten erzählen von einer intensiven Nutzung. Der Ort lädt ein zum Nachdenken, zum Forschen – und zur Stille. Das Informationszentrum vor Ort hält weiteres Material für interessiere Besucher bereit. Im Salzlandmuseum im benachbarten Schönebeck zeigt eine eigens gestaltete Ausstellung originale Funde.

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Ringheiligtum Pömmelte bei Schönebeck (Elbe)
Denkmalensemble mit Steinkammergrab, Menhir mit Dolmengöttin und Eichstädter Warte

Langeneichstädt: Die Dolmengöttin wacht

1987 entdecken Feldarbeiter bei Langeneichstädt ein jungsteinzeitliches Steinkammergrab. Darauf (als Deckstein verbaut) ein 1,76 Meter hoher Menhir mit eingeritzten Zeichen, die an ein stilisiertes Gesicht erinnern. Diese lebensgroße Sandsteinsäule ist als „Dolmengöttin von Langeneichstädt“ bekannt. Entstanden zwischen 3600 und 2700 v. Chr., gibt sie Einblicke in die symbolischen Vorstellungswelten der damaligen Kulturen. Die Dolmengöttin zeigt schemenhafte menschliche Züge – mit einem markanten Eirund, das als Kopf gedeutet wird, und zwei Punkten, die an Augen erinnern. Das Grab wurde nach der Ausgrabung am Originalstandort wiedererrichtet. Die sichtbare Statue vor Ort ist eine Replik; das Original befindet sich im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Das Gelände ist frei zugänglich – ein Ort der Ruhe und Reflexion.

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Alle Orte auf einen Blick

Besuch im Besucherzentrum Arche Nebra

Mehr zu den Himmelswegen

Die Website himmelswege.de bietet Hintergründe zur Route, den Fundstätten, aktuelle Veranstaltungen und Hinweise zur Anreise.

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