Der Inschriftenring von Paußnitz. Silber. Um 1200.

Sonderausstellung „Ringe der Macht“

Es kann nicht nur einen geben

Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) präsentiert Sonderausstellung

„Ringe der Macht“ stehen ab 15. November im Landesmuseum Halle (Saale) im Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung. Bis zum 1. Juni 2020 werden 250 Objekte gezeigt. Die Schau präsentiert von den ältesten bekannten Fingerringen über die goldenen Armringe der bronzezeitlichen Fürsten Mittel-deutschlands und den Halsring der Kelten bis zu J. R. R. Tolkiens „EINEM RING“ ein spektakuläres Panorama.

„... ein Ring sie zu knechten...“ – der Zauberring, der seinem Träger unermessliche Macht verleiht, ist heute durch J. R. R. Tolkiens Werke und durch Peter Jacksons Filmtrilogie „Der Herr der Ringe“ einem Massenpublikum allgegenwärtig. Wer den „Einen Ring“ sucht, wird ihn in der neuen Sonderschau des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Saale) natürlich finden – und zugleich die mythologischen Hintergründe von Ringen der Macht kennenlernen. Denn auch Tolkien hat das literarische Motiv nicht erfunden, sondern auf eine bereits jahrhundertelange Erzähltradition zurückgegriffen. Geschichten und Mythen ranken sich um die Ringe vergangener Jahrtausende. Bevor sich am Ende der Ausstellung der Kreis schließt – mit den heutigen Ringen der Macht, lernen Besucher einiges über die Strahlkraft jener Schmuckstücke, die stets mehr waren als nur „Accessoires“. „Wir zeigen mit archäologischen Fundstücken die Faszination von Ringen über die Jahrtausende“, sagt Landesarchäologe Harald Meller. „Die Menschen glaubten an die Kraft von Ringen und Armreifen und an ihre Magie.“ 

Magischer Ring von Paußnitz

Insgesamt präsentiert die Ausstellung 250 Objekte von 30 Leihgebern aus Deutschland, England, Frankreich, Ungarn, Dänemark, der Schweiz und Tschechien. Der magische „Inschriftenring von Paußnitz“ aus dem frühen 13. Jahrhundert nach Christus steht im Mittelpunkt der Schau. Dieser Silberring, der vor 121 Jahren in Paußnitz in Sachsen von einem Gutsbesitzer in einem Keramikgefäß mit rund 500 Silbermünzen gefunden wurde, und in Halle (Saale) in einer aufwendigen zentralen Installation präsentiert wird, bringt alles mit, was man magisch nennen möchte. Mehr als 100 Jahre geriet er in Vergessenheit, wurde 2001 im Depot des Landesmuseums wiederentdeckt. Auf jeder Seite des silbernen Fingerrings befinden sich Schriftzeichen, die entschlüsselt etwa so viel bedeuten wie „Verneine mich, Christus“. Von den Eigenschaften dieses Rings ausgehend widme sich die Ausstellung der Vorstellungs- und Glaubenswelt des Mittelalters, so Harald Meller. Visualisiert werde dies mit hochrangigen Exponaten – mit Ringen, die selbst Macht besitzen, die Macht oder den Status des Trägers ausdrücken oder auch Macht vermitteln können – alle waren stets bedeutende Herrschafts- und Statussymbole.
 

Älteste Exponate sind rund 25.000 Jahre alt

Dabei ist auch ein Armring aus purem Gold zu sehen, der aus einem germanischen Grab bei Großkörner (Landkreis Mansfeld-Südharz) aus dem 5. Jahrhundert stammt. Der „Kolbenarmring“ gehöre nach Größe und Form einem Kind und belegt den Machtanspruch eines jungen Herrschers, so Harald Meller. Ebenso wird der älteste bekannte Kolbenarmring aus Dänemark gezeigt. Die ältesten Exponate der Ausstellung sind rund 25.000 Jahre alte Fragmente von Armreifen aus Mammutelfenbein, die aus einer Höhle in der Nähe von Trier stammen. Ein einmaliges Exponat ist die mit rund 3.500 Jahren älteste Hand-Skulptur der Welt. „Bei uns ist das Stück erstmals außerhalb der Schweiz zu sehen“, sagt Kuratorin Susanne Kimmig-Völkner. Die Hand wurde 2017 in der Schweiz von Grabräubern in einem Grab bei Prêles (Kanton Bern) entdeckt. Sie ist rund 500 Gramm schwer und aus Zinnbronze gegossen. Ein „Hingucker“ sind auch die acht Bleitäfelchen, aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die in der Sonderschau zu sehen sind. „Die Menschen früherer Zeiten glaubten an die Macht der Worte“, sagt Susanne Kimmig-Völkner. Der mehrfach gefaltete „Wortzauber“ sei als Amulett um den Hals getragen worden, was gegen Dämonen und Krankheiten helfen sollte. Blei galt als heilendes Metall. Dämonen konnten dem Glauben nach durch das mehrfach gefaltete Blei hindurch die magischen Worte lesen, Menschen sollten das nicht lesen, denn sonst konnte es nicht wirken.

In den Ringen stecken zahlreiche Themen 

In den Räumen in Halle (Saale) bewegen sich Besucher auf den Spuren solcher Mythen, befassen sich mit Fakten und mit Geschichten. In der Sonderschau geht es um „ringgewordenen“ Treue- und Liebeszeichen, um die Insignien der geistlichen und weltlichen Macht für die Mächtigen des Mittelalters, um Schätze und Grabbeigaben, um Siegelringe und Ringe, die Gesundheit und Glück versprachen. Es geht um Kreis- und Ringsymbole, die seit Jahrtausenden in den Kulturen existieren. Herausragende Inschriftenringe unter anderem aus dem „British Museum“ in London oder aus dem Braunschweigischen Landesmuseum veranschaulichen die Magie der Ringe des Mittelalters. Armreliquiare aus Halberstadt, Hildesheim und Hochelten laden dazu ein, in die Glaubenswelt der Ringträger einzutauchen. Themen wie die Unendlichkeit, enge Bindungen und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft stecken in den Geschichten der Ringe, die gezeigt und behandelt werden. Es gibt eben nicht nur den „Einen Ring“. „Der ist zwar berühmt“, meint die Kuratorin und lächelt, „aber so ganz allein ist Tolkiens Stück eben doch nicht“.
 

Informationen

„Ringe der Macht"

Ort:
Landesmuseum für Vorgeschichte
Richard-Wagner-Straße 9
06114 Halle (Saale)

Dauer:
15. November 2019 bis 1. Juni 2020
Di bis Fr:
9 —17 Uhr
Sa, So und an Feiertagen:
10 — 18 Uhr
Mo nach Voranmeldung

Eintritt:
Erwachsene: 8 Euro
Ermäßigt: 6 Euro
Kinder 6 — 14 Jahre: 3 Euro
Gruppen (ab 10 Pers.):
6 Euro pro Person
Schulklassen:
1 Euro pro Person
Familien: 16 Euro

Website zur Ausstellung:
www.ringe-der-macht.de

Der Himmelsscheiben-Krimi

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